Alte Spiele – neu entdeckt: Reigen- und Singspiele

Donnerstag, Januar 14th, 2016
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„Ringa Ringa Reia samma unser zweia, sitz ma unterm Hollerbusch, mach ma alle husch husch husch…“. Dieses bekannte Spiel ist nur eines von vielen traditionellen Reigen- und Singspielen, bei denen zu Reimen ausgelassenen im Kreis getanzt wird. Historisch gesehen ist der sogenannte „Reigen“ (von altfranzösisch raie/Tanz) eine Form des Tanzes, bei dem mehrere Tänzer sich einheitlich bewegen und gemeinsam schreiten oder springen. Die Tänzer stehen dabei in einer Reihe oder im Kreis. Auch die Lieder, die früher zu den Tänzen angestimmt wurden, wurden Reihen oder Reigen genannt. Reihentänze wurden bei Festen getanzt und sind Grundlage für die heute bekannten Reigen- und Singspiele. Bei diesen Spielen spielt der Gesang neben der gemeinsamen Bewegung eine wesentliche Rolle.

Mein Hut der hat drei Ecken

Dieses Lied aus einer Zeit als die Hüte noch Ecken hatten, als also Dreispitze noch verbreitet waren, soll auf eine neapolitanische Melodie zurückgehen. Das dazugehörige Singspiel ist ein sogenanntes Lückentextlied. Das heißt, es werden beim Singen einzelne Worte des Textes ausgelassen, bei jeder Strophe ein Wort mehr. Die ausgelassenen Worte werden durch Gesten dargestellt. Wer dabei einen Fehler macht und zum Beispiel in eine Lücke hineinsingt oder eine falsche Geste macht, scheidet aus. Die Spieler singen folgenden Liedertext:

NotenMeinHutDrei Ecken


„Mein Hut, der hat drei Ecken,
drei Ecken hat mein Hut.
Und hätt‘ er nicht drei Ecken,
dann wär‘ er nicht mein Hut.“

Bei der zweiten Runde wird schon das erste Wort „Hut“ durch die entsprechende Geste ersetzt. Mit jeder Wiederholung kommen neue Gesten hinzu. Einige Gesten, die Wörter ersetzen sind:

„Hut“ = Griff auf den Kopf
„drei“ = Ausstrecken von drei Fingern
„Ecken“ = Griff auf den Ellbogen
„nicht“ = ablehnendes Nicken oder passende Geste mit einer Hand
„mein“ = Zeigen auf die eigene Brust

Am Ende ist es ein „Lied ohne Gesang und Worte“, weil alle Wörter durch Gesten ersetzt werden können. Ist selbst das für die Mitspieler noch zu einfach, kann die Geschwindigkeit immer mehr gesteigert werden. Gewonnen hat natürlich der Spieler, der sich am besten konzentrieren konnte und ohne Fehler übrig bleibt.

Laurentia, liebe Laurentia, mein…

Bei diesem Singspiel werden Wörter mit Kniebeugen begleitet. Die Spieler stehen im Kreis und halten sich an den Händen. Während das Lied gesungen wird, wird bei „Laurentia“ und bei jedem Wochentag eine Kniebeuge gemacht.

NotenLaurentia


„Laurentia, liebe Laurentia mein,
wann werden wir wieder beisammen sein?
Am Montag!
Ach, wenn doch wieder mal Montag wär,
und ich bei meiner Laurentia wär,
Laurentia wär!“

Bei jeder folgenden Strophe wird in der dritten Zeile der nächste Wochentag gesungen. In der vierten Zeile werden alle zuvor gesungen Wochentag aufgezählt und mit Kniebeugen begleitet. Also etwa „…Ach, wenn doch wieder mal Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag wär…“. Wenn alle Strophen gesungen werden, sind das ziemlich viele Kniebeugen.

Viel Spaß beim gemeinsamen Spielen!

 

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